Ich fand dies einen interessanten Artikel über eine Studie welche sich verschiedene Bildungsinitativen zum Holocaust die an muslimische deutsche gerichtet sind zum Thema gemacht hat.

Es zeigt find ich sehr offen wie tief das dritte Reich und alles was damit zusammenhängt mit der deutschen Identität verbunden ist, und wie deutsche deren Vorfahren eben nicht im dritten Reich gelebt haben deswegen nicht als “voll” deutsch (“wohlintegriert” oder wie man dass dann auch umschreiben mag) gelten.

Zitat:

Um wirklich deutsch zu sein, müssen sie die Rolle reumütiger Täter spielen und sich nicht wie potentielle Opfer fühlen.

  • DrunkenPirate@feddit.de
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    9 months ago

    Interessante Perspektive über die ich als privilegierter Biodeutscher noch nie nachgedacht habe:

    “Ich fragte mich, wie eine Gesellschaft so fanatisch werden kann”, erinnert sich ein Mitglied namens Nazmiye. “Und wir fragten uns, ob sie uns auch so etwas antun könnten, ob wir in uns in der gleichen Lage wie die Juden wiederfinden würden”. Aber als die Gruppe bei einem Kirchenbesuch, der ebenfalls Teil des Programms war, diese Ängste äußerte, wurden ihre deutschen Gastgeber zornig. “Sie sagten, dass wir zurück sollen, wo wir herkommen, wenn wir so denken”, erinnert sich Nazmiye. Auf einmal war die Veranstaltung vorbei und die Frauen wurden aufgefordert zu gehen.

    TIL: Die Nazizeit darf man als Deutscher nur als Sünder und Schuldiger sehen, nicht als mögliches Opfer. Das passt nicht in unsere Erinnerungskultur und -rituale.

    Edit: Achso, und hier passt der ganze Israel-Gaza-Konflikt auch gar nicht in die deutsche Denkweise rein. Palästinenser und Araber sind Opfer von Nazis, ebenso wie Juden. Und beide bekämpfen sich jetzt. Wer sit jetzt das Opfer, das opferige Opfer und wer nicht? Wer gut, wer böse aus deutsch-moralischer Sühnesicht?

    Und wieder einmal erkenne ich den deutschen Hang des Moralisierens und sich Darüberhebens im schematischen Denkmustern von Schwarz/Weiß, Gut/Böse, Wir/Die.

    Ich bin so froh, dass ich dazu keine Meinung habe. Vielleicht, dass beide Seiten viel Scheisse gebaut haben und keiner Besser ist. Aber ist ja keine Position und daher eine ungültige Meinung.

    • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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      9 months ago

      TIL: Die Nazizeit darf man als Deutscher nur als Sünder und Schuldiger sehen, nicht als mögliches Opfer. Das passt nicht in unsere Erinnerungskultur und -rituale.

      Ne, dem muss ich widersprechen. Ich bin queer und links, habe queere, linke und nichtweiße Menschen unter meinen Bekannten und Freund*innen. Die meisten davon mit (Ur-)Großeltern, die im Dritten Reich lebten. Wir sind uns mehr als bewusst, dass wir damals alle dran gewesen wären und dran wären, sollten wieder Faschisten an die Macht kommen.

      Ehrlich gesagt nervt es mich auch, dass sich bei den Opfern des Dritten Reichs so sehr auf Juden fokussiert wird (ohne die jüdischen Opfer irgendwie geringschätzen zu wollen) und alle anderen so oft vergessen werden, dass ich nicht verstehe, wieso Deutschland die Aufarbeitung der Naziherrschaft so hoch angerechnet wird. Sie ist nicht gut, und wir ziehen keine Konsequenzen draus.

      • zylinderhut@feddit.de
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        9 months ago

        Wichtiger Unterschied: “einen Fokus auf etwas oder jemanden legen” ist nicht gleichzusetzen mit “andere vergessen”.

        Fokus auf Juden als Opfer ist bei der Betrachtung des Dritten Reiches legitim. Das Vergessen anderer Opfer ist nicht legitim.

        Ich glaube nicht, dass du es vermischen wolltest, war mir aber zu unscharf ausgedrückt.

        • CyberEgg@discuss.tchncs.de
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          9 months ago

          Nein, eine Vermischung der Begriffe wollte ich nicht, deswegen habe ich es formuliert, wie ich es formuliert habe. Nämlich “so sehr fokussiert, dass vergessen wird”.

          Also dass der Fokus so stark auf eine Gruppe gerichtet ist, dass andere Gruppen einfach keinen Platz, keinen Raum mehr haben.