Ich fand dies einen interessanten Artikel über eine Studie welche sich verschiedene Bildungsinitativen zum Holocaust die an muslimische deutsche gerichtet sind zum Thema gemacht hat.

Es zeigt find ich sehr offen wie tief das dritte Reich und alles was damit zusammenhängt mit der deutschen Identität verbunden ist, und wie deutsche deren Vorfahren eben nicht im dritten Reich gelebt haben deswegen nicht als “voll” deutsch (“wohlintegriert” oder wie man dass dann auch umschreiben mag) gelten.

Zitat:

Um wirklich deutsch zu sein, müssen sie die Rolle reumütiger Täter spielen und sich nicht wie potentielle Opfer fühlen.

  • muelltonne@feddit.de
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    7
    ·
    9 months ago

    Ich würde da ganz klar trennen zwischen geschichtswissenschaftlicher Forschung und dem, was dann am Ende der einzelne Bürger wirklich weiß und was die Politik dann in Sonntagsreden oder sonstigen Aktionen draus macht. Das sind nämlich zwei verschiedene Paar Schuhe. So findest du z.B. auch jede Menge total gute Forschung zur Nakba, die aber natürlich null von den üblichen Trotteln in den Kommentarspalten oder gar den Fanatikern im Gazastreifen oder in den Siedlungen wahrgenommen wird.

    • DetektivEdgar@feddit.de
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      5
      ·
      edit-2
      9 months ago

      Ich fand das Tilo Jung Interview mit Friedman auch interessant. Er attestiert den Deutschen eine weitgehend emotionslose Aufarbeitung und das fand ich sehr plausibel. Die Fakten sind da, vermutlich vor allem wegen der Profis. Aber die emotionale Bindung zu diesen Gräueltaten fehlt dann irgendwie, vermutlich wäre sie zu beschämend oder so.

      • muelltonne@feddit.de
        link
        fedilink
        Deutsch
        arrow-up
        6
        ·
        9 months ago

        Die emotionale Bindung zu den Gräueltaten gab es ja in der Vergangenheit - dafür musst du dir nur mal z.B. Literatur aus lokalen Geschichtswerkstätten der 80er anschauen, wo dann Leute angefangen haben aktiv die lokale Geschichte aufzuarbeiten und dann auf richtig ekelige Kontinuitäten gestoßen sind. Da merkst du der Literatur massiv an, dass die Autoren an der Geschichte leiden.

        Nur: Es ist jetzt kein Wunder, dass das mit den Zeitzeugen und mit den Tätern und mit den Opfern wegstirbt. Das Kriegsende ist jetzt im Mai dann 79 Jahre her und damit sterben aktuell auch die letzten Jahrgänge weg, die den Krieg noch als Kind erlebt haben. Wir werden das genaue Datum nie erfahren, aber irgendwann jetzt wird auch der letzte SS-Scherge sterben. Und natürlich bricht dann eine emotionale Verbindung zum Geschehen weg - kaum einer hat den Krieg noch miterlebt, Millionen Deutsche haben noch nicht mal mehr Großeltern oder gar Eltern, die dabei waren und die Täter sind praktisch alle verstorben und jetzt sieht man halt noch die letzten Nachhut-Verfahren gegen uralte Greise, die dann halt mindestens 79 + 18 = 97 Jahre alt sind. Das ist halt eine andere Verbindung als “damals” in den 80ern, wo man dann halt rausgefunden hat, dass der hochdekorierte CDU-Bürgermeister aktiv an Vertreibungen beteiligt war oder halt der Seniorchef des lokalen Warenhaus schön Arisierungsgewinner war.

        • DetektivEdgar@feddit.de
          link
          fedilink
          Deutsch
          arrow-up
          1
          ·
          9 months ago

          Vielleicht gab es sie teilweise, aber die Geschichtswerkstätten der 80er klingen mir jetzt nicht soo Mainstream? Da sehe ich aktuell keinen direkten Widerspruch zu der Friedman-These.

    • luxuslurch@feddit.de
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      1
      ·
      9 months ago

      Die Pädagogik ist doch die vorgesehene Schnittstelle zwischen beiden Welten. Der Artikel liest sich jetzt aber so, als könne deutsche Pädagogik nicht relevant sein für nicht-Biodeutsche.